Mit dem "Circuit de Lignières" entstand 1961 nicht nur eine neue Rundstrecke in der Schweiz (was zum damaligen Zeitpunkt eigentlich als unmöglich galt). Der Visionär Robert Souaille erkannte bereits vor mehr als 60 Jahren die Bedeutung und die Notwendigkeit der Aus- und Weiterbildung hinter dem Lenkrad, bzw. hinter dem Lenker. 1964 folgte der Ausbau der 1,006 km langen Strecke auf 1,350 km. Mit dem Bau der ersten Streckenvariante wurde Hans-Markus Huber, ein damals noch junger Automobil-Ingenieur, der noch bis ins hohe Alter historische Automobilrennen bestritt, beauftragt. Das Internationale Institut für Psychodynamie in Lignières-Neuenburg galt schon damals als Fortschritt, welche die Entwicklung des Automobilismus stellte. Die Vervollkommnung des Autofahrens, wie sie durch die von Robert Souaille geschaffenen Methode erreicht wurde und die unter dem Namen "Noch sicherer fahren" oder "dynamische Fahrmethode" bekannt wurde, war nur eines der Anwendungsgebiete der Psychodynamie.
Der zweifache Grand-Prix-Sieger aus Fribourg, Jo Siffert, fuhr 1964 mit seinem Lotus einige Demonstrationsrunden auf dem Circuit. Begleitet von einer Filmkamera wurden einzigartige Aufnahmen gemacht. 1968 war er wieder vor Ort und nahm sich die Zeit, mit jungen Fans zu plaudern.
Kaum gab es wieder eine Rennstrecke in der Schweiz, schon trafen sich Motorsportgrössen in Lignières. Die beiden damaligen Rivalen Walter Habegger (links) und Herbert Müller (rechts) trafen sich mit ihren Cooper F3 Rennwagen auf dem neuen, wenn auch kleinen Circuit. Für den damals noch blutjungen Herbert Müller galt das Jahr 1961 als die erste richtige Motorsport-Saison, aber auch bereits als das Sprungbrett für seine späteren ganz grossen internationalen Erfolge.
1965 kam der erste Formel-V Rennwagen aus den USA in die Schweiz, wo er für eine Geschichte im "powerslide" von dessen Chefredaktor Rico Steinemann auf dem Circuit de Lignières gefahren wurde. Auf dem Bild sieht man deutlich das doch etwas angespannte Gesicht Rico Steinemanns, Gründer des Motorsport-Magazins “powerslide", im "Formcar", frei nach dem Motto: Wenn das nur gut geht! Über den Urtyp des Formel V, den "Formcar" aus den USA, schrieb Steinemann 1965 folgendes: "Er wirkt etwas unförmig, liegt nicht gerade optimal, ist aber zweifellos der robusteste und anspruchsloseste aller Formel V. Wenig Sitzkomfort, jedoch Platz auch für lange oder beleibte Leute." Er beschrieb schon damals über das leidige Problem des Transportes von Rennwagen: "Von selber kommt der Formel-V auch nicht an die Rennstrecke. Diese Sorge aber hat heute auch bald jeder Tourenwagen- und GT-Fahrer, die Lösung ist jeweils ein leichter Transportanhänger. Vorschlag für kleine Budgets: Verwenden sie als Alltagsauto einen gebrauchten Mittelklassewagen mit Anhängerkupplung. Dazu einen leichten Rennanhänger (einachsig), der nur für die 400 Formel-V-Kilogramm gut sein muss."
1965 besuchte sogar der zweifache britische F1-Weltmeister Graham Hill den kleinen Rundkurs im Jura. Er ist bis heute der einzige Rennfahrer, der die Triple Crown des Motorsportes (Sieg beim GP Monaco, bei den 500 Meilen von Indianapolis und den 24 Stunden von Le Mans) gewinnen konnte. Hinter Graham Hill steht Rico Steinemann, damaliger Chefredaktor des Motorsportmagazins "powerslide", aus dem dann 1976 das noch heute präsente "Motorsport aktuell" wurde.
Am 13. April 1967 stellte das Midland-Racing-Team aus Oberönz bei Herzogenbuchsee seinen neuen Fahrzeugpark der Presse vor. Neben dem Schweizermeister Walter Habegger umfasste der mittelländische Rennstall Paul Blum (Brabham 1600 F2), Arthur Vögeli (Lotus 1500 Ex-F1, Jean Bouquet (Cooper 1100 F-Junior) und Bernhard Baur (Brabham 1000 F3). Walter Habegger unterbot mit dem Lotus 1600 F2 den Rundenrekord von Hans Markus Huber (Lotus 1600, 53,45 Sekunden) aus dem Jahr 1965 und umrundete die 1,45 km lange Strecke in 53,44 Sekunden was einen Schnitt von 97,860 km/h bedeutete.
Selbst der grosse Sig. Carlo Abarth stand mit seinen neuen Rennwagen am 2.4.1970 im verschneiten Lignières. "Einmalig", schrieb Adriano Cimarosti in der Automobil-Revue vom 16.4.1970, "ein Rennkonstrukteur stellte sich samt Wagen und Fahrer auf einer Schweizer Rundstrecke der Presse vor. Abarth-Importeur Edgar Schwyz hatte die Vertreter der spezialisierten Federzunft in die Manege von Lignières eingeladen und tatsächlich, da stand auch der rote Renncamion samt Werkstattwagen der Scuderia Abarth. Höchst persönlich ist auch Carlo Abarth mit einigen Mitarbeitern sowie mit den Werkfahrern Mario Casoni und Johannes Ortner in den Kanton Neuenburg gekommen."
In den beiden Jahren 1979 und 1980 wurde die bis heute absolut einmalige ProCar-Serie mit den BMW M1 Rennwagen, als Rahmenprogramm der F1 ausgetragen (Gesamtsieger 1979 Niki Lauda und 1980 Nelson Piquet). Mit am Start standen damals auch die beiden Schweizer Marc Surer und Markus Hotz. Die 1954 von Charles und Albert Buhler gegründete Uhren-Manufaktur war der damalige Hauptsponsor von Surers BMW M1 ProCar.
Am 24. Mai 1984 stellte Walter Brun einen Teil seines Gruppe-C und Tourenwagen-Teams am Fusse des Chasserals der Presse vor. Im Bild (v.l.n.r.) ist Stefan Bellof, Prinz Leopold von Bayern (Poldi), Walter Brun, Hans Joachim Stuck und Harald Grohs zu sehen. Die Swatch Gruppe finanzierte ein Gruppe-C Porsche und so zeigte Supertalent Stefan Bellof, der schnellste Mann in diesen Porsches überhaupt, ein paar Demo-Runden auf dem Circuit. Im Bild ist das SWATCH-Auto in der damaligen Honda- und heutigen "Porsche-Kurve" zu sehen. Bellof fuhr am 28.5.1983 im Werks-Porsche 956K die absolut schnellste Runde auf dem Nürburgring in 6:11,13. Leider verunglückte das deutsche Naturtalent am 1.9.1985 in Spa-Francorchamps tödlich, ebenfalls in einem dieser Porsches.
Jean Tinguely bemalte 1988 den Seitenwagen vom Freiburger Vizeeuropameister René Progin für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Tinguely war nicht nur ein genialer Künstler, sondern auch ein ganz grosser Motorsportfan. Eine grosse Freundschaft verband ihn mit Jo Siffert und später auch mit René Progin. Progin: "Tinguely entdeckte im Schaufenster in Perolles ein dort ausgestelltes Fahrwerk einer meiner Seitenwagen. Er nahm mit mir Kontakt auf und schenkte mir ein Bild, das er gemalt hatte. Er sagte: Verkauf es und bezahl damit die Reifen für die kommende Saison. Ich erzielte den dreifachen Preis. Es war der grösste Betrag, den ich je bekam."
Le Mans-Feeling in Lignières. 2016 luden drei Schweizer Rennfahrer zum Presse-Termin in den Jura. Mittlerweile teilen sich diese drei, insgesamt acht Gesamtsiege des 24h Klassikers. Im Bild v.l.n.r. Neel Jani gewann 2016 im Porsche, Marcel Fässler insgesamt dreimal mit Audi (2011, 12 und 14) und Sebastien Buemi bekundet vier Siege alle mit Toyota (2018, 19, 20 und 22). 24 Jahre liegen dazwischen, als Marcel Fässler, das noch junge Talent, im violetten T-Shirt, mit seinem blauen Formel-Ford 1992 in Lignières fuhr und auch noch selber schrauben musste.